Langes Hin – und Her, wohin fahren wir dieses Jahr?
Viele Donnerstagabende wurde diskutiert, bis die Wahl schließlich auf den Bodensee fiel. Hajo kannte ein passendes Hotel, aber die Bedenken blieben: Immer dieser Wind auf dem See! Stefan, Fahrtenleiter und perfekter und detailgenauer Planer, entwarf eine Fahrt entlang des Ufers mit nicht zu knappen Tagesetappen, die uns von Friedrichshafen bis Moos, dem Dörfchen unseres Hotels gegenüber von Radolfzell, führen sollte.
Coronabedingte Absagen führten zu einem Grüppchen von fünf Übriggebliebenen: Jürgen, Stefan, Georg, Klaus, zum ersten Mal dabei, und ich. Da passte die Jubilar als Vierer mit Steuerplatz gut. Jürgen bot sich sofort an, das Boot zum Bodensee zu ziehen, und so lief die Anreise mit zwei Autos reibungs-, wenn auch nicht gerade staulos.
Nach also langer Fahrt riggerten wir in Friedrichshafen neben dem weithin sichtbaren Riesenrad auf, dann folgte die wieder sehr zähe Autofahrt (immerhin noch über 60 km) ins Hotel über die heillos überfüllte B31, um am nächsten Morgen dasselbe wieder rückwärts zu machen, da wir wegen Corona auf das Zugfahren verzichten wollten. Also bei schon morgens großer Hitze das klassische Autonachziehen, Klaus bis Überlingen, Auto dort abstellen (gar nicht so einfach für einen ganzen Tag!), dann mit Jürgen wieder weiter zum Boot nach Friedrichshafen. Da war es schwer, halbwegs früh mit dem Rudern starten zu können, was sich bei der Hitze aber jeder gewünscht hätte. Dennoch wartete ein tolle Tagesetappe auf uns: Von Friedrichshafen (Warnung vor dem Wind!) in Ufernähe an Immenstaad vorbei, dann Hagnau mit gemütlicher Mittagsrast beim Minigolfplatz an der schönen Promenade, anschließend die wunderschöne Kulisse von Meersburg. Wir ruderten an den berühmten Pfahlbauten bei Uhldingen vorbei, die allerdings weniger historisch als eher nach Disneymanier übertrieben gepflegt und besucht wirkten. Wieder der Blick auf die barocke Wallfahrtskirche Birnau – und dahinter die ganze Tour über die Aussicht vom Wasser auf den Stau auf der B 31, in den wir uns später auch wieder würden einreihen müssen… Nach 31 km, per App gemessen, und viel Nachcremen mit dem höchsten Lichtschutzfaktor, kamen wir tatsächlich ohne Sonnenstich und ohne Wind (!!) in Überlingen beim ÜRC Bodan an. Von der Rückfahrt nach Moos will ich nun einmal kaum mehr schreiben, als dass wir natürlich wieder im Stau standen. Jedenfalls haben wir es geschafft, aber zu mehr als einem späten Abendessen im eigenen Hotel in Moos reichte es dann doch nicht mehr. Diese ganze Juckelei mit den Autos ließ Georg dennoch nicht ruhen und er entwickelte für den nächsten Tag ein alternatives Anreisekonzept, für das ihm alle von Herzen dankbar waren und für das Klaus ihm direkt ein Radadeltsche (!) verleihen wollte: Nun fuhren wir mit nur einem Auto zur Fußgängerfähre nach Wallhausen nahe Konstanz, hatten dann eine schöne Überfahrt und liefen den kurzen Weg zum Ruderverein zu Fuß! Hurra, zeitlich gab uns das zwar keinen Vorsprung, aber dafür war es nun deutlich erholsamer. Denn an diesem Tag sollte eine Strecke gerudert werden, die Hajo zuvor schon als „riesen Ast“ angekündigt hatte, und da hatte er noch nichts von der sengenden Sonne ahnen können. Wir fuhren den Überlinger See komplett aus und konnten dabei sogar ein St. Georg-Schiffchen fotografieren, das passte gut, denn Georg hatte uns ja die schöne Anreise beschert. Zu Mittag legten wir im Strandbad Dingelsdorf bei Wallhausen an, es wurde warm und wärmer und die Strecke und die Arme lang und länger; für die Mainau hatten wir schon gar nicht mehr den richtigen Blick, zwar gab es immer noch nicht den erwarteten Wind, aber doch etwas mehr Bootsverkehr und deswegen auch unruhigeres Wasser, aber irgendwie kämpften wir uns, auch dank Stefans Motivationshilfen, bis Konstanz durch und konnten nach 42 km endlich beim Ruderverein Neptun in Konstanz anlegen. Und nun, halleluja, einfach mit dem Taxi ins nahe gelegene Wallhausen und mit dem Auto zurück ins Hotel fahren!
Am dritten Tag (dieses Mal direkt mit dem Taxi in wilder Fahrt nach Konstanz zum Bootshaus!) begann das Rudern nun endlich etwas früher. Nicht kommentarlos durch die Einheimischen blieb dabei unser „falschrumes“ Ablegen (nur aus Gründen der Gewohnheitskomodität) mit dem Strom, schönstes Licht am frühen Morgen, kaum Bootsverkehr, vorbei an den hübschen schweizer Rheinpromenaden von Gottlieben und Ermatingen. Wir begegneten einem Algenmähschiff, tolle Erfindung, vielleicht brauchen wir das hier auch mal! Erstes Päuschen auf der Reichenau in Oberzell, Jürgen ließ einen Sekt auf den schönen Tag und die schöne Tour springen, dann weiter um die ganze Insel herum und schließlich die Mittagsrast in oder bei Riebel, richtig heiß und richtig windstill auch an diesem Tag; warum Jürgen hier allerdings zwei jungen Damen den Kommentar „krass“ entlockte, bleibt ein Geheimnis dieser Tour. Anschließend quer über die hohe See Richtung Radolfzell, das Ufer absuchen nach dem Zielhafen in Moos, wir „Jungen“ strecken dort endlich unsere aufgeheizten Glieder, stöhnen über die Hitze und tragen das Taschendurcheinander ein bisschen hin und her, während Stefan sich ums Boot kümmert und ausgerechnet Jürgen schnellen Schrittes den kleinen Bootswagen, der nicht gerade um die Ecke auf dem Bootshänger liegt, für die Jubilar holt. Entschuldigung, da müssen wir noch nachbessern! Für mich war damit die Tour leider zu Ende und ich fuhr mit dem Zug Richtung Norden, die Männer aber fanden endlich mal die Zeit für eine Erfrischung im See und für ein Abendessen außer Haus! Der letzte Tag konnte unkompliziert vor Ort in Moos starten, Stefan wurde zum „guten Mann“ für wieder zwei junge Frauen, denen er ein Paddelbrett aufblies. Angesichts der Hitze würde ich sagen: ein sehr guter Mann! Es wurde von einer weiteren schönen Tagesfahrt berichtet, die noch einmal zur Reichenau führte und dieses Mal auch in ein schönes Lokal zu einer entspannten Einkehr.
Ganz besonders ist Stefan für die perfekte Organisation zu danken, dem immer jungen Jürgen für den selbstlosen Bootstransport und das tägliche Fahren, Georg für seine guten Ideen und Klaus neben dem Fahren auch für seine vielen Bananen, die von Tag zu Tag brauner wurden, und sein unendliches Schlagerrepertoire! Es war eine tolle Fahrt!
Bericht von Dorothee Folger