Wenn wir 70- bis ü80-jährigen – halt, wir habe zwei Junioren noch in den 60ern – im Winterhalbjahr montags und donnerstags unsere Aufwärmrunden um die Tische im Bootshaus drehen, fährt draußen auf dem Rhein die MS Boppard zu Tal. Als die Lust auf Gymnastik mal wieder überschäumte und wir deshalb am Fenster eine Pause einlegten und dem Schiff nachsahen, fasste Ruderkamerad Rudi Zapp den Gedanken in Worte: „Da könnten wir doch auch mal mitfahren“. Nach kurzer Diskussion wurde der Plan gut geheißen und Klaus Schrodt schickte eine Rundmail.

Am Montag, dem 16. März, standen dann auch wirklich acht Männer noch etwas fröstelnd um zehn Uhr am Anleger der Köln-Düsseldorfer. Kurz darauf kam das Schiff und kaum hatten wir Platz genommen stand auch schon eine nette Bedienung am Tisch und fragte nach unseren Getränkewünschen. Um richtig wach zu werden wurde zunächst einmal Kaffee geordert, nur zwei Ausgeschlafene benötigten Tee mit Rum und Honig zur inneren Erwärmung. Bald bemerkten wir, dass die attraktiven Rundbögen des Schiffs der Aussicht nicht gerade förderlich waren, und wir schickten einen Pfadfinder auf die Suche nach einem aussichtsreicheren Tisch. Er wurde fündig und so zogen wir mit Kaffeetassen um in die Mitte einer japanischen Reisegruppe.
Über Diskussionen über die linksrheinischen Burgen („kommt die Rheinstein jetzt vor der Reichenstein – oder umgekehrt?“), von den rechtsrheinischen ganz zu schweigen, kamen wir zur allgemeinen weltpolitischen Lage.
Da holte Adolf B.-P. aus seiner Tasche einige Blätter, die er von seinen Eltern ererbt
hatte, und verlas den „5. Hirtenbrief des Nikolaus Paulus Angelus an die Ruderer“. Der Nikolaus P.A. Ohler (heute noch bekannt von den Weinetiketten) schildert in einer Übersicht über ebenfalls die weltpolitische Lage von 1941, warum er nicht ins Bootshaus kommen konnte und im Himmel bleiben und diesen Hirtenbrief schreiben musste. Die deutschnationalen Verse wurden ernst mit „hm, hm“ und „ja, ja“ kommentiert. Lockerer wurde es beim Verlesen der Streiche und Missgeschicke der Ruderer und Ruderinnen, die manche von uns ja nur als ernsthafte Onkels und Tanten kannten. „Hätten wir der gar nicht zugetraut“ und „die waren auch nicht besser als wir“ waren die Bemerkungen. Dass allerdings, fern vom Bootshaus – das damals noch am Hafen lag – , den in der Sonne dösenden Damen die Riemen bzw. Skulls geklaut wurden, soll in neuerer Zeit nicht mehr vorgekommen sein.
Inzwischen hatte unser Schiff die Loreley umrundet und in St. Goar festgemacht. Die Sonne hatte die Dunstschleier aufgelöst und so zog es uns aufs Oberdeck, wo wir ohne Fahrtwind die Wärme dieses frühlingshaften Tages genossen.
Nach einer zwanzigminütigen Pause begann gegen Mittag die Rückfahrt. Der Hunger trieb uns wieder unter Deck. Was die gedruckte Speisekarte versprach konnte die Küche in der Realität leider nicht halten – ausgedünnter Winterfahrplan – ausgedünnter Speiseplan. So blieb es bei Spaghetti Bolognese, Fleischkäse und strammem Max. Glücklicherweise war die Getränkekarte nicht eingeschränkt, so dass Wein und Schorle ausreichend zur Verfügung stand. Begehrliche Blicke zog allerdings das „Kaffeegedeck“ auf sich, das sich zwei Herren leisteten: Apfelstreusel mit Vanilleeis und viel Sahne und eben Kaffee. Der Rest der Mannschaft labte sich mit Rücksicht auf Figur und Kondition nur optisch. Die weitere Bergfahrt verbrachten wir wieder in der Sonne auf Deck. Nach Begutachtung der Fortschritte der Restaurierung der Mäuseturms und des Baus des Fahrradwegs auf der Rüdesheimer Seite kam schon bald unser Bootshaus wieder in Sicht. Kurz darauf machte das Schiff am Anleger fest. Nach einem gemütlichen und erholsamen Ausflug verabschiedeten wir uns bis zum nächsten Donnerstag.

 

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