Vom 10. bis 16. Juni 2018 unternahmen eine Seniorin und elf Senioren eine Barkenwanderfahrt auf den Main. Die Strecke ging von Schonungen bis nach Würzburg über 89 km; neun Schleusen mussten bewältigt werden.
Die Barke wurde schon am 04.06. reisefertig gemacht, nachdem letzte Abdichtarbeiten von Stefan Grünewald-Fischer erledigt worden waren. Am Sonntag, 10.06.2018, traf sich die Crew am Bootshaus und es ging los. Erster Stopp bereits kurz nach Abfahrt, denn ein Mitglied hatte vergessen, sein Auto zu schließen. Also zurück bis zum NH-Hotel, dort Wende über Steuerbord mit kleinen Schwierigkeiten und dann ab Richtung Autobahn. Dort wurde dann festgestellt, dass die Papiere des Anhängers im Bootshaus vergessen wurden, ebenso der Schlüssel für das Reserverad. Nun denn, man fuhr weiter in der Hoffnung, diese Dinge nicht brauchen zu müssen, was dann ja auch zutraf.
Es ging gut bis Rohrbrunn, dort Stau. Also runter von der A3 und weiter auf der Landstraße in Richtung Marktheidenfeld. Trotz Navi gelang es sonderbarerweise nicht, auf die Autobahn zurück zu fahren. Es ging also weiter auf Landstraßen, durch Würzburg durch und mit einer halben Stunde Verspätung erreichten wir die Einsetzstelle. Hänger abhängen, sichern, und dann per Bus in das Gasthaus „Zur Rose“ der Familie Bregenzer in Obereisenheim, wo wir von der Vorhut unter der Leitung des Chef-Organisators Hans Nöller sowie seiner Assistenten schon sehnlich erwartet wurden. Abendessen (Spargel mit Schnitzel oder Rehbraten oder Pfifferling mit Knödeln oder oder oder), einige Silvaner und Biere und ruckzuck war es Montag und die erste Etappe stand bevor.
Alles klappte hervorragend dank der präzisen Anweisungen von Hajo. Die Barke glitt vom Hänger in den Main und siehe da: dicht war sie nicht. Aber die Wasseraufnahme hielt sich in Grenzen, also konnte die Tour losgehen. Schon bald stellte sich der typische Barken-Rhythmus ein und schnell war die erste Schleuse in Schweinfurt erreicht. Wir konnten hinter einem Frachtschiff die Großschleuse benutzen. Dann jedoch an der Schleuse Garstadt kam es zu einem längeren Aufenthalt, denn die Schleusenwärterin war wohl nicht auf der Höhe der Zeit. Sie gab zuerst die Info, in ca. 40 Minuten komme ein Frachtschiff, mit dem wir mitschleusen könnten. Nach einer halben Stunde dann die Info, sie müsse zuerst zwei weitere Frachtkähne schleusen, wir sollten doch die Sportboot-Schleuse nehmen. Dies taten wir dann auch, mussten allerdings die Ausleger hochklappen, was einige Zeit in Anspruch nahm. Der Schleusenvorgang gestaltete sich danach auch etwas schwierig, weil die Anweisungen zum Öffnen und Schließen der Tore ein wenig verwirrend formuliert waren. Zudem musste ein roter Knopf sehr fest gedrückt werden, um den Mechanismus in Gang zu setzen. Dank der Hilfe von Gernot war es dann schließlich soweit und wir konnten die Barke durch die Schleuse treideln. Und dann kam die Sensation: Hinter Schleuse erblickten wir ein uraltes Boot mit noch älterem Einzylinder-Diesel, das den Main aufwärts tuckerte. Und wer war an Bord?
Landdienst Hans Nöller und Hajo Körner zusammen mit dem Wirt der Rose, nur Bregenzer genannt. Sie hatten die lange Wartezeit genutzt, um uns entgegen zu fahren und so konnten wir die Mittagspause mit leckerem Wurstsalat und Bulgursalat, Brot und einem leichten Silvaner an Bord von Main-Kreuzfahrt-Kahn „Hans-Heinrich“, so heißt der Nachen, genießen. Die Barke wurde auf der Steuerbordseite festgemacht und während der Pause ging es bis zur Schleuse Wipfeld im Diesel-Motorkahn. Bleibt noch zu erwähnen, dass zur Wasserkühlung des Diesels regelmäßig Mainwasser geschöpft und in den Kühler eingefüllt werden musste. Am Abend ließ man es sich bei Schäufele und guten Weinen und Bieren gut gehen.
Nachdem es in der Nacht von Montag auf Dienstag wie aus Kübeln geregnet hatte, hieß es am Dienstagmorgen zunächst: Barke leerschöpfen. Danach ging es weiter in Richtung Schleuse Astheim, wo wieder die Ausleger eingeklappt werden mussten. Anschließend wurde im Alt-Main weitergerudert. Chris Meade erwies sich als Kenner der Ornithologie, quasi als Obervögelfachmann, auf Englisch „Birdexpert“ , denn auf diesem Abschnitt konnten viele Wasservögel bewundert werden. Nebenbei sei erwähnt, dass Chris auch Imker und somit Bienenkenner ist. Da die Leute der Vortour bei der Zuschneidung der Tagesetappen diese Mainschleife nicht bedacht hatten, musste ca. 4 km mehr gerudert werden, was aber von der Mannschaft in heldenhafter Manier klaglos hingenommen wurde. Was blieb ihnen auch anderes übrig?
Das für die Mittagspause angedachte Restaurant erwies sich als geschlossen. Also besorgte der Landdienst Adolf und Peter eine kleine Brotzeit, die namentlich auf die Crewmitglieder verteilt wurde. Die Nachmittagsschleuse Dettelbach wurde problemlos bewältigt und der Anlegeplatz in Albersthofen konnte ebenso problemlos angesteuert werden. Zuvor gab es jedoch einige Umziehorgien, da das Wetter sehr schnell von bedeckt („es sieht nach Regen aus“) bis Sonnenschein („Ruder halt: es ist zu warm“) wechselte. Zudem probierte der tags zuvor so erfolgreich schleusende Gernot neue Varianten des Schleusenvorgangs aus und versuchte, die noch nicht ganz gefüllte Schleusenkammer wieder zu entleeren. Kollege Heinz-Georg wies ihn auf diesen Missstand hin und danach ging es wie am Schnürchen.
In der Rose wurde des Abends leckere Kalbshaxe serviert, erneut verbunden mit Bieren, Weinen und einigen Schnäpsen.
Der Mittwoch war wieder als Kulturtag geplant. Zunächst wurde ein großes Geheimnis darum gemacht, was denn nun als Kulturangebot auf dem Programm steht. Nach dem Spätfrühstück war dann jedoch sehr schnell klar, dass es eine Planwagenfahrt durch die schönen Weinberge der Region geben sollte mit deftigen Fleischkäse-Semmeln als Imbiss, dem Besuch der Vinothek in Nordhausen sowie dem Nachmittagskaffee auf der wunderschönen Hallburg, wo uns die außerordentlich nette Bedienung Gerlinde empfing. Hans Nöller, sehr erfahren im Umfang mit Frauen mit dem Namen Gerlinde, war hin und weg.
In der Rose gab es diesmal Krustenbraten mit Kartoffelklößen als Tagesessen. Natürlich durften auch andere Gerichte à la Carte bestellt werden. Die üblichen Getränke rundeten die Ernährungsphase ab.
Am Donnerstag ging es morgens zurück nach Albertshofen. Nach dem Einstiegsritual erfolgte eine längere Klarmachphase, die sich auch wegen diverser Sonnencreme-Einschmier-Orgien auf ca. 17 Minuten ausdehnte. In der Folge zeigte sich Bootskapitän Hajo sehr zufrieden mit der Mannschaft, da die Disziplin und die strikte Befolgung der Anweisungen immer besser wurden. Die Mittagspause fand in Marktbreit im sehr schönen Lokal „Goldener Löwe“ statt, wo die sehr nette und sehr weibliche Bedienung Stephanie um unser Wohl besorgt war. Die Nachmittagsetappe verging wie im Fluge, da wir nicht in Ochsenfurt, sondern schon in Frickenhausen das Ufer ansteuerten und die Barke festmachten.
Am Abend dann erfolgte eine kleine bewegende Verabschiedung von Hans Nöller als Chef-Organisator. Hans hatte schon im Vorfeld angekündigt, dass dies seine letzte Wanderfahrt als Organisator sein würde. Heinz-Georg fand als erster die richtigen Worte und wir alle waren uns einig, dass Hans seine Sache in all den Jahren gut, um nicht zu sagen sehr gut, gemacht hat. Anschließend ergriff Co-Assistent Gernot das Wort und überreichte als kleines Geschenk eine Flasche Bocksbeutel-Wein, verpackt in einem als Käseglocke verwendbaren Glasbehältnis. Zum neuen Chef-Organisator wurde Hajo Körner ernannt.
Danach konnten wir uns beim Fränkischen Hochzeitsessen stärken:Tafelspitz mit Hochzeitsnudeln, Meerrettichsauce, Preiselbeeren und saurer Gurke. Getränke wie gehabt, Hans erwies sich als Gönner einer Runde Schnaps.
Der letzte Rudertag stand am Freitag auf dem Programm. Von Frickenhausen bis nach Würzburg verlief die Strecke. Die Mannschaft war sehr erstaunt, dass Kapitän Hajo schon nach einem Kilometer die Disziplin und die Ruderleistung des Teams in den höchsten Tönen lobte. Dies hing unter anderem daran, dass der Ein- und Ausstieg endlich einmal einzeln und der Reihe nach erfolgte, so, wie es eigentlich immer sein sollte. Die Mittagspause war dann in Randersacker im Gasthaus „Zum goldenen Bären“. Zu diesem Zeitpunkt verabschiedeten sich Gerd Jahn und Hajo Körner, die schon früher zu Hause sein mussten. Am Nachmittag wurde deshalb die Barke mit nur sechs Ruderern besetzt, was jedoch ebenfalls hervorragend klappte. Schnell war man in Würzburg und im Yachthafen wurde mit Hilfe des sehr freundlichen Hafenmeisters Conny die Barke über eine sehr schmale Slippanlage wieder auf den Anhänger gehievt.
Das Boot wurde verzurrt und in der Näher einer Autobahnauffahrt reisefertig gemacht.
An diesem Abend aßen wir erst um 19.00 Uhr zu Abend, diesmal wieder à la Carte. Einmütige Feststellung: es hat immer sehr gut geschmeckt, Familie Bregenzer war sehr gastfreundlich und hilfsbereit. Kurz: man könnte hier wieder einmal logieren.
Der Samstag stand dann ganz im Zeichen der Ab- und Heimreise. Früher als geplant ging es heimwärts, nachdem wir uns von Chris Meade verabschiedet hatten. Die Rückreise verlief ohne Zwischenfälle. Gegen 11.00 Uhr waren wir wieder am Bootshaus, wo der Hänger geparkt wurde. Der Bus wurde nach Simmern gefahren und Rainer Güttler war so freundlich, den Busfahrer Peter wieder nach Bingen zu transportieren.
Am Montag großes Barke-Reinemachen.
Fazit: eine tolle Woche auf dem Main, viel gesehen, viel gegessen, sehr gute Kameradschaft, hoffentlich nicht das letzte Mal.
Peter Eich